Food-Fotografie: 75 kühlende Lebensmittel von A bis Z
Im Sommer ernähren wir uns intuitiv anders als im Winter, damit wir bloß nicht so schnell ins Schwitzen kommen. Beim Einkaufen und Kochen orientieren wir uns oft am Lebensmittelangebot in der warmen Jahreszeit. Aber unsere Ernährungsgewohnheiten haben auch ganz stark damit zu tun, dass wir uns innerlich abkühlen wollen. Hier findet ihr eine Liste mit 75 kühlenden Lebensmitteln, wie sie schon aus der chinesischen Medizin bekannt sind. Wenn ihr an unserem Seelenwärmer-Foto-Projekt 2014 teilnehmt, werdet ihr merken, dass zu kühlenden Lebensmitteln am besten kalte Farben passen, um die coole Wirkung zu verstärken.
Scharfe Gewürze im Sommer – Südfrüchte im Winter
Kühlend wirken nicht nur Lebensmittel, die direkt aus dem Kühlschrank kommen. Es gibt nämlich auch viele säuerliche Früchte wie Pampelmusen, Zitronen und einige Apfelsorten, die einem das Wasser im Munde zusammenziehen, sodass man sich schütteln muss. Solche Obstsorten gehören – wie auch die süße Banane – zu den Südfrüchten, die in heißen Ländern wachsen. Wenn wir in den Tropen davon essen, kühlen uns die Zitrusfrüchte.
Im Winter haben wir in unseren Breitengraden jedoch ein Luxusproblem: Wir können es uns leisten, die Südfrüchte zu importieren oder in Gewächshäusern anzubauen. Und da sie vermeintlich so viel Vitamin C enthalten, trinken wir schon zum Frühstück einen frisch gepressten Orangensaft oder garnieren unser Müsli mit Ananas- und Mangostücken. Kein Wunder, dass wir nach einem solch kühlendem Auftakt fröstelnd in den Tag starten. Ähnlich erhält es sich auch mit Joghurt und Quark fürs Müsli: im Sommer wirkt das erfrischend, im Winter bereitet es uns eine Gänsehaut.
Mit den eisgekühlten Getränken im Sommer ist es leider auch etwas vertrackt: Um uns abzukühlen, trinken wir gern Mineralwasser, Schorlen oder Smoothies – und zwar am liebsten mit Eiswürfeln. Wenn wir unseren Magen aber mit eiskalten Lebensmitteln reizen, muss er sie erst mal anwärmen, damit unsere Körpertemperatur nicht allzu sehr abfällt. Besser wäre es, wenn wir im Sommer lauwarme Getränke und Gerichte zu uns nehmen würden, damit unser Organismus keine innere Hitze produzieren muss, um alles gut verdauen zu können.
Und warum essen die Menschen in arabischen Ländern, in Indien und in Mexiko gern Scharfes wie Chilis, Ingwer & Co.? Eine nahe liegende Erklärung ist, dass solche Pflanzen in heißen Ländern besonders gut wachsen. Also gehören scharfe Gewürze auch zu den traditionellen Gerichten im sonnigen Süden.
Verdunstungskälte: Beim Chili-Essen spüren wir ein Brennen im Mund und später im Magen, was wir mit einem Hitzegefühl verbinden. Den meisten Menschen treibt das Brennen jedoch kleine Schweißperlen auf die Haut – und die Verdunstungskälte, die sich dann entwickelt, kühlt.
Wer aber so stark anfängt zu schwitzen, dass der Schweiß in dicken Tropfen auf der Haut liegt, spürt keinen Cooldown-Effekt mehr. Der Grund: Die Tropfen können nur abtropfen, aber nicht verdunsten – und dann bleibt nur noch das Hitzegefühl zurück.
Nachtrag vom 1.8.2014: Hier erklärt der DFB-Koch Holger Stromberg, warum er das Essen der Spieler bei der Fußballweltmeisterschaft im heißen Brasilien mit Chilis scharf gewürzt hat.
Liste mit 75 kühlenden Lebensmitteln
Aus meiner Erfahrung wirken auch Joghurt und Quark – ähnlich wie Sauerrahm – kühlend. Das sehen TCM-Experten wie Engelhardt & Hempen jedoch anders. (siehe Hinweis bei den thermisch neutralen Lebensmitteln)
- Ananas
- Apfel
- Aubergine
- Austern
- Bambussprossen
- Banane
- Beifuß
- Bier
- Birne
- Blattsalat
- Borretsch
- Brokkoli
- Brombeere
- Buchweizen
- Champagner
- Champignon
- Chicoree
- Chinakohl
- eisgekühlte Drinks
- Eiswürfel
- Entenfleisch
- Erdbeere
- Frischkäse
- Gerste
- Gurke
- Hase
- Heidelbeere
- Himbeere
- Kaki
- Kaninchen
- Kaviar
- Kiwi
- Krabbe
- Krebs
- Kuhmilch
- Kurkuma (etwas kühlend)
- Lachs
- Limone
- Löwenzahn
- Mandarinen
- Mango
- Melone
- Milcheis
- Mineralwasser
- Orangen
- Pampelmuse, Grapefruit
- Pfefferminztee
- Prosecco, Sekt
- Radicchio
- Rettich
- Rucola
- Salat
- Salbei
- Salz
- Sauerrahm
- Schweineschmalz
- Sellerie, Stangensellerie
- Shiitake-Pilz (bei uns nur getrocknet erhältlich)
- Sojamilch
- Sojasauce
- Sojasprossen
- Spargel
- Spinat
- Sternfrucht
- Tee, grün
- Tofu
- Tomate
- Wassereis
- Wasserkastanie
- Wassermelone, Zuckermelone
- weißer Sesam
- Weißwein
- Weizen
- Zitronen
- Zucchini
Nachtrag: Merkwürdigerweise tauchen Johannisbeeren in dieser Liste nicht auf. Entweder gab es sie im alten China noch nicht – oder die Autoren haben schlichtweg vergessen, sie zu erwähnen. Da Johannisbeeren recht sauer schmecken und viel Flüssigkeit enthalten, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie auch zu den kühlenden Lebensmitteln gehören.
Quelle: Ute Engelhardt, Carl-Hermann Hempen, „Chinesische Diätetik – Grundlagen und praktische Anwendung“, Urban & Fischer, 2002 (Standardwerk)
>>> Hier geht’s zur Liste der wärmenden Lebensmittel. Außerdem kennt die chinesische Medizin noch neutrale Lebensmittel, die keine weitere thermische Wirkung haben. Hinzu kommen die verschiedenen Zubereitungsarten, die auch einen Einfluss haben.
In meinem Kochbuch „Seelenwärmer„ findet ihr 80 Rezepte, die aus wärmenden Lebensmitteln zusammengestellt sind. Daran werden sich die Teilnehmer des Online-Workshops in den Wintermonaten orientieren.
Die Anfänger, die auf meinem Blog über ihre Erfahrungen berichten, fotografieren vor allem ungekochte Lebesmittel. Den Fortgeschrittenen, die Susan Brooks-Dammann auf ihrem Blog betreut, trauen wir auch Fotos von fertig gekochten Gerichten samt Geschirr, Besteck und Tischdeko zu.
In den Sommermonaten schlagen wir euch Rezepte mit kühlenden Zutaten vor. Zum Abschluss im September gibt’s ein Foto-Experiment.
Fotos: Karin Hertzer (2), vgs
Weitere Tipps zum Kochen mit kühlenden Lebensmitteln:
- Kühlende Lebensmittel gegen das Schwitzen
- Kühlende Lebensmittel sorgen für kalte Hände und Füße
- Gegen das Schwitzen: 10 Gerichte mit kühlenden Zutaten
- Medizinisches zur Hyperhidrose: Was tun gegen übermäßiges Schwitzen?
Eure Erfahrung:
Bei welchen Gelegenheiten habt ihr schon mal bemerkt, dass einige Lebensmittel von innen kühlen können – andere aber wärmend wirken? Welche Gerichte findest du im Sommer besonders erfrischend? Was könnt ihr empfehlen, um weniger zu schwitzen?
Hallo,
ich habe in Panama die Ananas als kühlendes Lebensmittel empfohlen bekommen. Hat bestens funktioniert.
Liebe Grüße Charly
Hallo, zum großen Teil stimmt das, was im Artikel steht. Allerdings kann man alle kühlenden Lebensmittel durch Kochen, Backen, Braten, Dünsten oder Grillen „yangisieren“, also wärmen. Das heißt, dass ein kaltes Lebensmittel durch diesen Vorgang nur noch „kühlend“ ist und ein neutrales dadurch wärmend wird. Wenn man so eine 5-Elemente-Lebensmittel-Tabelle anschaut (5 Spalten für kalt-kühl-neutral-warm-heiß), dann rutscht also das jeweilige Lebensmittel eine Spalte weiter nach rechts, wenn man es durch einen Garprozess erwärmt.
Gruß Karoline
Liebe Karoline,
Danke für deinen Hinweis auf die wärmenden Zubereitungsarten. Dazu habe ich hier etwas geschrieben: https://warmup-cooldown.de/frieren-schwitzen-zubereitungsarten/
Sonnige Grüße von Karin
die Algen sind eines der besten Lebensmittel um zu kühlen 😉
gemäss TCM!!
Hallo Rafael,
das wusste ich nicht, kann ich mir aber gut vorstellen. Wo hast du eine TCM-Quelle dafür gefunden, dass Algen kühlend wirken? Und wo kaufst du sie?
Sonnige Grüße von Karin
Liebe Karin,
ich bin gerade über Deinen Artikel gestolpert, weil ich eine Liste kühlender Nahrungsmittel gesucht habe 🙂
Zu den Algen: alles, was grün hat (viel Chlorophyll), wirkt eigentlich eher kühlend. Sushi-Braunalge, Chlorella (zum Entgiften) und die meisten Gemüse.
Alles Liebe,
Jens
Hallo Jens,
es freut mich, dass du bei deiner Suche nach kühlenden Lebensmitteln auf meinem Blog fündig geworden bist. Bei der 75er-Liste orientiere ich mich an dem Standardwerk von Carl-Hermann Hempen „Chinesische Diäthetik“.
Ich habe eben noch mal nachgeschaut: Das Buch erwähnt die kalt wirkenden Rotalgen und den Brauntang. Auf Seite 180 steht, dass beide zu den in China am meisten verzehrte Algenarten gehören.
Mit Algen habe ich mich noch nicht weiter beschäftigt, vielleicht waren sie mal in einer Fischsuppe oder in einem Meeresfrüchte-Salat.
Kennst du dich damit genauer aus?
Sonnige Grüße von Karin