Der Klima-Michel schwitzt in der Sommerhitze

Kaum haben wir einen sonnigen Sommer, schwitzen und stöhnen wir – denn so heiß wollten wir es nun doch nicht haben. Und erst recht dann, wenn es sich nachts nicht wesentlich abkühlt. Vor allem ältere Menschen, chronisch Kranke und Kinder leiden unter starker Hitze. Deshalb entwickelte der Deutsche Wetterdienst ein Hitzewarnsystem. Grundlage für die Berechnungen ist das Klima-Michel-Modell.

Feuchte Hitze belastet mehr als trockene Hitze

30 Grad in den Tropen fühlen sich schlimmer an als 30 Grad in der Wüste. Aber warum? Das hat mit unserer körpereigenen Klimaanlage zu tun, die bei schwül-warmen Klima nicht mehr funktioniert. Denn durch die hohe Luftfeuchtigkeit liegt schon ein Feuchtigkeitsfilm auf der Haut, und der hinzu kommende Schweiß kann nicht mehr verdampfen, sondern nur noch abtropfen. So aber kann der Körper keine Verdunstungskälte erzeugen. Bei einer trockenen Hitze hingegen kann der Schweiß auf der Haut verdampfen und uns etwas abkühlen.

Wenn unser Körper stark überhitzt ist, haben wir viel Durst und wenig Appetit, wir können uns nicht mehr gut konzentrieren und schlafen schlecht. Je länger der Organismus mit großer Hitze, viel Luftfeuchtigkeit und wenig Abkühlung durch Schatten, Wind und Regen zurecht kommen muss, desto stärker steigen die gesundheitlichen Belastungen – vor allem bei starker Sonneneinstrahlung kann es schlimmstenfalls zu einem Sonnenstich oder einem Hitzschlag kommen, und auch die Sterblichkeitsrate steigt.

Der Klima-Michel ist ein standardisierter Mann

Um die Auswirkungen des Wetters und des Klimas auf den menschlichen Körper zu berechnen, entwickelte der Deutsche Wetterdienst das Klima-Michel-Modell. Als Bezugsgröße dient ein 35 Jahre alter Mann, der 1,75 m groß ist und 75 kg wiegt – eine Standardfrau namens Klima-Michaela gibt es (noch) nicht.

Für den Klima-Michel berechnen die medizinischen Meteorologen, wie gut er gesundheitlich mit dem jeweiligen Klima zurechtkommt. Grundlage für die Berechnungen ist die gefühlte Temperatur, die von 4 Faktoren beeinflusst wird:

  1. Lufttemperatur
  2. Luftfeuchtigkeit
  3. Windgeschwindigkeit
  4. Strahlungseinflüsse

Behaglich fühlen wir uns bei einer gefühlten Temperatur von 0 bis 20 Grad Celsius. Alles was darüber ist, führt zu einer Wärmebelastung:

  • leichte Wärmebelastung bei „gefühlten“ 20 bis 26 Grad
  • mäßige Wärmebelastung bei „gefühlten“ 26 bis 32 Grad
  • starke Wärmebelastung bei „gefühlten“ 32 bis 38 Grad
  • extreme Wärmebelastung bei „gefühlten“ Temperaturen über 38 Grad

Akklimatisation: Da sich der Körper im Laufe eines Sommers oder eines längeren Urlaubs an die Temperaturen anpassen kann, wird diese Akklimatisation in das Klima-Michel-Modell einbezogen. Die Meteorologen orientieren sich dabei an den gefühlten Temperaturen der vergangenen 30 Tage.

Hitzewarnsystem informiert ab starken Wärmebelastungen

Wenn die Sonne über ein oder mehrere Tage hinweg scheint, die Temperatur auf 29 Grad im Schatten ansteigt, die relative Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist und bei alledem noch nicht mal ein Lüftchen weht, liegt die gefühlte Temperatur bei über 32 Grad. Eine solche Wetterlage führt zu einer starken Wärmebelastung, bei der deutlich mehr Menschen als an kühleren Tagen sterben.

Senioren, chronische kranke Menschen und isoliert lebende Personen erfahren oftmals zu spät oder gar nicht, dass eine Hitzewelle anrollt und wie sie am besten damit zurecht kommen. So starben beispielsweise im Sommer 2003 in Europa zwischen 35.000 und 50.000 Menschen.

Um die gesundheitlichen Belastungen und somit auch die Todesrate zu senken, haben mittlerweile viele europäische Wetterdienste ein Hitzewarnsystem eingerichtet: So können sich die Bevölkerung und die Behörden auf eine kommende Hitzewelle besser vorbereiten und sich rechtzeitig über sinnvolle Gegenmaßnahmen zum Cool-down informieren.

  • Der Deutsche Wetterdienst informiert im Falle des Falles täglich um 10 Uhr über die gefühlten Temperaturen für den aktuellen und den folgenden Tag auf der DWD-Webseite, die Meteorologen informieren auch direkt die an das Hitzewarnsystem angeschlossenen Alten- und Pflegeheime.
  • Das Euro-Heat-Projekt ist ein europäisches Frühwarnsystem des DWD, das Bewohner und Urlauber über Hitzewellen am aktuellen Tag und deren Wahrscheinlichkeit für die kommenden 9 Tage informiert.
Fazit:

Mit Hilfe des Klima-Michel-Modells berechnet der Deutsche Wetterdienst, wie sich Wetter und Klima auf die Gesundheit auswirken. Wenn die gefühlte Temperatur 32 Grad übersteigt, setzt das Hitzewarnsystem Meldungen ab, damit sich die Menschen besser darauf einstellen können. Übrigens: Hier finden Sie die 6 besten Erfindungen zum Cool-down.

Ihre Erfahrungen:

Wie kommen Sie mit einem schwül-heißen Klima zurecht? Wie viele Tage brauchen Sie im Urlaub, um sich zu akklimatisieren? Was tun Sie, um sich vor der Hitze zu schützen?

Foto: In Tokio sind die Sommer meist heiß und schwül, Sonnenschirme spenden dann wohltuenden Schatten. Foto: Awhaddon / dreamstime

2 Kommentare

  • Super Infos zum Thema, sowie interessante und wertvolle Tipps zur Linderung.
    Da frag ich mich, was gibt’s für Tipps, wenn die Hitze in Wellen aus dem Körper kommt?
    Liebe Grüße aus Berlin!

    • Tja, mit dem Thema Wechseljahre muss ich mich noch mal etwas intensiver beschäftigen. Denn der Wechsel zwischen Frieren und Schwitzen ist ja noch schwieriger zu bewältigen, als wenn man nur zum einen oder zum anderen neigt. Spontan würde ich den Zwiebellook empfehlen, wobei es ja auch etliche Medikamente und Phytohormone zur Linderung gibt.

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