Wasser-Sommelier: „Beim Probieren das Lieblingswasser entdecken“

Tee, Kaffee, Wein und Schokolade – wer die Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebensmitteln herausschmecken möchte, muss Zunge und Gaumen gut schulen. Martin Riese arbeitet seit einigen Jahren als Wassersommelier, sein Wissen hat er sich durch viel Trinken und viel Lesen selbst angeeignet. Mittlerweile arbeitet er in den USA, unter anderem hat er für die Ray’s and Stark Bar des LACMA Museums in Los Angeles eine Menükarte mit 20 verschiedenen Mineralwassern aus aller Welt entwickelt. Hier geht’s zurück zum 1. Teil des Interviews.

In Deutschland gibt es über 500 Mineralbrunnen, die Kunden haben also eine große Auswahl. Aber welches Wasser ist das beste?

Martin Riese: Das werde ich oft gefragt. Meine Antwort: einfach zum Getränkehändler gehen und verschiedene Wässer probieren. Dabei wird jeder sein eigenes Lieblingswasser entdecken.

Was halten Sie davon, Wasser aus fernen Ländern zu importieren – obwohl wir doch viele Brunnen vor der eigenen Haustür haben?

Sicherlich gibt es das, aber es ist wie beim Wein: Ein kalifornischer Pinot schmeckt halt anders als ein deutscher Pinot. Es gibt weltweit so unterschiedliche und interessante Quellen, da darf man ruhig auch mal ein Wasser aus einem fernen Land erschmecken.

wasserflaschen_frieren_schwitzen_querGibt es importiertes Wasser, zu dem sich tatsächlich kein deutsches Pendant finden lässt?

Ja, da gibt es einige. Aus Dänemark kommt ein Wasser mit einer hohen Konzentration an Sauerstoff und einem erdigen Geschmack, das ich in Deutschland noch nie gefunden haben. Dasselbe gilt für ein australisches Wasser, das zu 100% aus ungefiltertem Regenwasser besteht.


Coole Fotos

Das Seelenwärmer-Foto-Projekt 2014 ging im Juni in die coole Phase über. Daher beschäftigten sich die Teilnehmer mit kühlenden Lebensmitteln und Speisen. Da auch das Mineralwasser dazu gehört,  freute ich mich sehr, als Martin Riese zum Interview zusagte.

Wer noch mehr wissen möchte, erfährt in seinem Buch „Die Welt des Wassers“ unter anderem, welche Unterschiede es zwischen Leitungswasser, Tafelwasser, Mineralwasser und Heilwasser gibt.


Was trinken Sie eigentlich am liebsten?

Das wechselt: Nach dem Sport mag ich ein stark mineralisiertes Wasser, weil man schwitzt und Mineralien verliert. Auf der Couch eher ein stilles zum Relaxen. Zum Aperitif eines mit hohem Mineralgehalt, damit der Magen auf das Essen vorbereitet wird.

Zum Wein passt meistens ein stilles Wasser, das einen geringen Mineralgehalt hat, was die Säure und die Tannine des Weins ausgleicht.

1970 tranken die Deutschen 12,5 Liter Mineral- und Heilwasser pro Person und Jahr. Bis 2013 stieg der Verbrauch auf 140,2 Liter. Die Zahlen veröffentlichte der Verband Deutscher Mineralbrunnen im Mai 2014. Kann das denn überhaupt stimmen: Schwitzen die Leute mehr als früher? Oder sind sie durstiger geworden?

Ich glaube nicht, dass die Leute durstiger geworden sind. Aber die Gewohnheiten verändern sich. Mineralwasser hat sich mittlerweile zum Lifestyle-Getränk entwickelt – und das finde ich klasse. Es gibt ja nichts Gesunderes als ein gutes Mineralwasser, das den Durst löscht und keine Kalorien hat.

Was mich zum Abschluss noch interessieren würde: Wohin wird sich der Trend zum Wassertrinken in den nächsten 10 Jahren entwickeln?

Wir werden immer mehr Auswahl haben, das freut mich. Dabei ist es dann um so wichtiger, kleine regionale Brunnen zu unterstützen, damit sie überleben können.

Vielen Dank für das Gespräch!

Text aktualisiert am 17. Juni 2016

Fotos: Martin Riese (1), Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (2)

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