Energie sparen beim Heizen: So geht’s!

Die Themen „Frieren“ und „Schwitzen“ hängen eng mit der effizienten Nutzung von Heizungen und Klimaanlagen zusammen. Da die Energiepolitik und der Wärmemarkt für mich als Gesundheitsjournalistin aber nicht gerade zu meinen Spezialgebieten gehört, habe ich den Energieblogger Andreas Kühl gebeten, einige Fragen zu beantworten.

Im März 2013 präsentierten sich auf der weltgrößten Messe zur Heizungs- und Klimatechnik in Frankfurt mehr als 2300 Aussteller aus 57 Ländern. Über die Internationale Leitmesse für Sanitär und Heizung (ISH) hast du damals in deinem Blog www.energynet.de berichtet, auch in deiner Community bei Google+ zur „Energieeffizienz von Gebäuden“ haben wir uns darüber ausgetauscht. Warum interessierst du dich für Heizungs- und Klimaanlagen?

Andreas Kuehl Energieblogger

 

 

Andreas Kühl: Die Politiker und die Medien diskutieren vor allem über die alternative Stromerzeugung. Das ist mir aber zu kurz gedacht, denn der Strom ist ja nur eine von mehreren Energieformen, die wir im täglichen Leben einsetzen. Wenn die Energiewende tatsächlich gelingen soll, müssen wir uns auch den Wärmemarkt genauer anschauen. Denn die Zahlen sprechen für sich:

  • Dreiviertel der deutschen Wohngebäude wurden vor dem Erlass der ersten Wärmeschutzordnung von 1978 gebaut. Viele weisen eine schlechte Energieeffizienz auf, so das Institut für Wohnen und Umwelt (IWU).
  • 30 bis 40% der Energie in Deutschland wird für die Heizung bzw. Klimatisierung von Gebäuden verbraucht. ISH-Quelle: YouTube-Interview
  • Etwa 20 Millionen Heizungsanlagen sind in Wohngebäuden installiert, aber nur 25% der vorhandenen Heizungsanlagen sind modern und arbeiten effizient.
  • Pro Jahr werden rund 600.000 Heizungen ausgetauscht bzw. neu installiert. Damit liegt die jährliche Austauschrate seit 2008 bei weniger als 3%.
  • Nur 14% der Heizungsanlagen nutzen erneuerbare Energien.
  • Die Kosten für Heizöl und Erdgas sind in den letzten 10 Jahren deutlich angestiegen: 2002 hat man für 100 Liter Heizöl 35 Euro gezahlt, 2012 waren es 91 Euro.

Heizung im Wohnungsbau

Wie erklärt es sich, dass wir in Deutschland immer weniger Energie für die Raumwärme verbrauchen?

Der Energieverbrauch, um die Räume in privaten Haushalten zu heizen, ist tatsächlich von 2005 bis 2011 um 13,4  Prozent gesunken. Beim Warmwasser waren 5,7% Energie weniger notwendig. Quelle: Statistisches Bundesamt

Der gesunkene Energieverbrauch hängt sicherlich damit zusammen, dass in den vergangenen Jahren viele energieeffiziente Heizungssysteme eingebaut wurden. Was in solchen Verbrauchsstatistiken jedoch nicht auftaucht, sind die Anschaffungskosten, die sich erst im Laufe von Jahrzehnten amortisieren, und die stark gestiegenen Kosten für das Heizöl.

Energieverbrauch in privaten Haushalten

Die Bundesregierung hat sich auch für den Wärmemarkt ambitionierte Ziele gesetzt, um die Energiewende zu schaffen. Glaubst du, dass sie erreicht werden können?

Die Pläne hören sich tatsächlich recht kühn an: Bis 2020 – also in 7 Jahren – soll der Wärmebedarf in Gebäuden gegenüber 2008 um 20 Prozent reduziert werden. 14 Prozent des Wärme- und Kälteenergiebedarfs von Gebäuden soll dann aus erneuerbaren Energien kommen. Ab 2050 soll der Primärenergiebedarf in Gebäuden um 80 Prozent gesenkt werden, und alternative Energien sollen (fast) die gesamte Wärmeversorgung decken.

Um diese Ziele zu erreichen, will der Bund die Sanierungsrate bei bestehenden Häusern von 1 auf 2% verdoppeln. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) stellt Zuschüsse für die Umstellung der Heizungen auf erneuerbare Energien bereit, und die staatliche Förderbank – die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – gewährt Zuschüsse für die Investitionen.

Für mich gehen diese Maßnahmen aber nicht weit genug. Um die Sanierung der Wohngebäude schneller voranzutreiben, wären steuerliche Anreize sinnvoll. Das fordert auch der BDH (Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik), in dem 104 deutsche Firmen aus dem Bereich Haus-, Energie- und Umwelttechnik organisiert sind.

Waerme_aus_Erneuerbaren_Energien

 

Der Energie- und Klimafonds hat nur begrenzte Mittel zur Verfügung, um Maßnahmen in den Bereichen Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien finanziell zu unterstützen. Was könnte sonst noch helfen, um die Ziele bis 2020 bzw. 2050 umsetzen zu können?

Das Sondervermögen des Bundes sollte ursprünglich 300 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stellen. Da die Erlöse aus dem CO2-Zertifikatehandel jedoch gesunken sind, ist die Kasse des Energie- und Klimafonds (EFK) nicht mehr so prall gefüllt.

Um die energetische Gebäudesanierung trotzdem voranzubringen, haben sich 18 Verbände und Industrieunternehmen zusammengeschlossen und ein Maßnahmenpaket für die nächste Legislaturperiode – also ab 22. September 2013 – gefordert. Das gemeinsame „Mission Statement“ fordert ein Gesamtkonzept für alle Beteiligten, denn mit Einzelmaßnahmen komme man nicht mehr weiter.

Und was hat es mit dem Sanierungsfahrplan auf sich?

Den Sanierungsfahrplan hat das Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik vorgelegt (VdZ) – bestenfalls könnten sich dieses Konzept und das „Mission Statement“ ergänzen. Das Forum schlägt unter anderem einen einheitlichen und für alle Gebäude verpflichtenden Energieausweis vor, der ähnlich wie die Labels für Elektrogeräte funktionieren könnte.

Um weitere Anreize zu schaffen, regt der Sanierungsfahrplan auch eine Reform der Grundsteuer an. Doch bis die Energieeffizienz eines Gebäudes in die Bemessung der Grundsteuer einfließen könnte, wären noch etliche Gesetzesänderungen notwendig.

Die Vorschläge der Verbände und Unternehmen liegen auf dem Tisch. Jetzt bin ich gespannt, wie sich die Parteien bis zur Bundestagswahl positionieren und wie ernst es ihnen mit der Energiewende im Gebäudebereich tatsächlich ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

Übrigens: Für den energynet-Blog von Andreas Kühl habe ich 2 Artikel geschrieben. Hier finden Sie meine beiden Gastbeiträge:

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