Erkältung: „Schnupfenviren kennen keine Pause“

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Haben Sie das Gefühl, Erkältungen abonniert zu haben? Wundern Sie sich, wenn Sie sogar in der wamren Jahrszeit einen Husten oder einen Schnupfen bekommen? Ob Frieren und Schwitzen krank machen können, erklärt der HNO-Arzt Dr. Michael Deeg aus Freiburg. Der Sprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. verrät die wahren Auslöser von Erkältungen und enttarnt deren heimliche Helfer.

>>> Artikel von Julia Wieland

Wenn es ein unfehlbares Rezept für eine ordentliche Erkältung gäbe, welche Zutaten hätte es?
Dr. Michael Deeg: Dazu brauchen Sie eine schlechte körperliche Kondition, eine unausgewogene vitaminarme Ernährung, Übergewicht, zu wenig körperliche Bewegung, eine Belastung der Atemwege durchs Rauchen und eine mangelnde Hygiene wie zum Beispiel ungewaschene Hände.

Fehlen noch die Erreger…
Aber die kann ich doch nicht einplanen!

Als Erfinder des perfekten Rezepts dürfen Sie so kreativ sein, wie Sie wollen.
Dann können Sie es auch einfacher haben (lacht): Wenn Ihr Partner bereits einen Atemwegsinfekt hat und Sie ihn intensiv küssen – können Sie sich darauf verlassen, dass Sie sich auch infizieren.

Wie ist es, wenn mich mein Gegenüber anniest? Oder mir die Hand schüttelt?
Dr. Deeg Frieren Schwitzen ErkältungOb nun küssen oder niesen – die Tröpfcheninfektion ist sicher der Klassiker, weil Sie auf diese Weise schnell Atemwegsinfekte kriegen. Den einfachen Schnupfen ebenso wie die echte Influenza [so genannte „echte Grippe“; Anmerk. d. Red.]. Aber die Schmierinfektion funktioniert ebenso gut: Vor allem, wenn die Nase tropft, man sich an die Nase fasst, und danach in Berührung kommt mit anderen Händen, Türklinken, Telefonapparaten, Tastaturen und so weiter…

Und welche Erreger sind dafür verantwortlich: Viren oder Bakterien?
In erster Linie Viren. Beim einfachen Schnupfen sind es die so genannten Rhino- und Adenoviren, die in den Erkältungszeiten sehr häufig vorkommen. Eine bestimmte Menge kann völlig problemlos sein. Wenn aber beispielsweise eine Unterkühlung hinzukommt, dann werden die Viren plötzlich zum Auslöser einer Infektion.

Führt Frieren automatisch zu einer Erkältung?
Es kann, muss aber nicht. Das hängt auch vom allgemeinen körperlichen Zustand der betroffenen Person ab.

Sind Menschen, die schnell frieren, anfälliger für Erkältungen?
Da haben Sie nicht ganz unrecht. Ein Mensch mit einer ordentlichen Fettschicht friert nicht so leicht wie ohne. Unterm Strich hat aber der, sagen wir, wohl trainierte Mensch, der sich bei Kälte angemessen kleidet und sich nicht auf seine Fettschicht verlässt, sicherlich eine bessere Abwehrsituation als der mit Bauchspeck.

Was passiert eigentlich bei einer Erkältung?
Einfach ausgedrückt bedeutet es, dass man gekühlt wird. Sie haben kalte Füße, frieren, und atmen sowieso ständig Keime mit der normalen Atemluft ein. Wenn die Luft sehr kalt ist, wird die Schleimhaut der Atemwege, die sich ansonsten sehr gut an wechselnde Bedingungen anpassen kann, um ein paar Grad Celsius kälter. Dann funktionieren bestimmte Abwehrmechanismen der Nasenschleimhaut nicht mehr so gut. So kann es sein, dass die Keime, die beispielsweise auf der Oberfläche der Nasenschleimhaut sitzen, und normalerweise dort nichts bewirken können, sich negativ bemerkbar machen.

Warum versagen die Abwehrmechanismen, und was passiert stattdessen?
Die Bewegung der Flimmerhärchen auf der Schleimhautoberfläche verlangsamt sich extrem – übrigens auch beim Rauchen. Das heißt, das Sekret wird nicht mehr gut abtransportiert. Weil sich die Blutgefäße bei Kälte zusammenziehen, wird die Nasenschleimhaut schlechter durchblutet. Die Nase kühlt aus. Dann sondert die körpereigene Immunabwehr weniger Antikörper, Immunglobulin A, in die Oberfläche der Atemwegsschleimhaut ab – und die Erreger haben leichteres Spiel als sonst.

Kann eigentlich auch das Schwitzen eine Erkältung nach sich ziehen?
Ja! Aber es ist nicht das Schwitzen, das die Probleme verursacht, sondern das Frieren. Wenn Sie beispielsweise vollkommen verschwitzt der Zugluft ausgesetzt sind, fangen Sie wegen der Feuchtigkeit auf der Körperoberfläche an zu frieren. Der physikalische Effekt der so genannten Verdunstungskälte tut das Übrige – sie kühlen ab und erkälten sich unter Umständen.

Also Zugluft gilt es zu meiden – wie ist es mit nassen Badehosen?
Wenn der Virus nicht schon vorher zugeschlagen hat, spielt das kaum eine Rolle. Zumindest nicht im Sommer. Viele Menschen gehen aber auch im Winter zum Schwimmen. Im Hallenbad ist es mit mindestens 25 Grad Celsius feucht-warm, und dann gehen Sie raus. Am besten noch mit feuchten Haaren – und warten auf den Bus. Eine Erkältung lässt dann nicht lange auf sich warten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Fazit:

Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. empfiehlt, Zugluft zu meiden. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie zu frieren anfangen und sich erkälten. Hier finden Sie weitere Tipps gegen eine Erkältung.

Ihre Erfahrung:

Wie häufig im Jahr sind Sie erkältet? Führen das Frieren und Schwitzen bei Ihnen zu einer Erkältung? Was tun Sie, um Ihre Abwehrkräfte zu stärken?

Foto: unpict / fotolia (1), privat (2)

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