Vom Kopfblogger zum Kotzblogger

Weltweit gibt es 173.000.000 Blogs. Das behauptet jedenfalls Statista. Und noch genauer: Es waren 173.000.000 Blogs, denn die Zählung begann 2006 und hörte 2011 auf. Ob es jetzt noch mehr sind? Weiß ich nicht. Was ich aber beobachtet habe: Die wenigsten Blogs erlangen die höheren Weihen und landen im Blogger-Himmel. Was also liegt näher, sich den typischen Werdegang von Bloggern mal genauer anzuschauen?

Bloggen – über Bratpfannen und Herzschrittmacher

Der Blogger Stammtisch im Presseclub München trifft sich alle 6 bis 8 Wochen, um über Themen zu sprechen, die vielen Bloggern auf dem Herzen liegen. Mittlerweile gibt es einen umfassenden Blogger-Kodex, um unser Selbstverständnis und unsere Arbeitsweise transparent zu machen.

Bei den Treffen im Presseclub und in der geschlossenen Facebookgruppe kommen wir mit allen möglichen Bloggern zusammen: Einsteigern und Fortgeschrittenen. Und je besser wir uns kennenlernen, desto lustiger wird’s – denn das Arbeiten an gemeinsamen Themen soll ja auch Spaß machen.

Infografik: Das Blogoversum dehnt sich aus | Statista

Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Letztens haben sich die Bratpfannen-Tester zum Running-Gag entwickelt. Wer unsere seit längerem andauernde Diskussion über das Phänomen der Testblogger mitverfolgt hat, die eine Bratpfanne nach der nächsten testen und am Ende gar nicht mehr wissen wohin damit, ahnt vielleicht, was wir damit meinen.

Im Gegensatz dazu stehen für uns die Blogger, die sich auf Berichte über Herzschrittmacher spezialisiert haben – denn sie haben wahrscheinlich kein Interesse daran, aus Lust & Laune mehr als einen Herzschrittmacher selbst zu testen.

Bleibt also die Frage nach dem Honorar für qualitativ hochwertige Blogbeiträge über Produkte und Dienstleistungen, doch dazu komme ich ein anderes Mal.

blogger_stammtisch_im_presseclub_muenchen_400x148_obenBei den Blogger-Treffen sind auch Kopfblogger herzlich willkommen. Eines Tages hat sich dann aber ein Neuling verhört – und prompt Kotzblogger statt Kopfblogger verstanden. Und da mir das kleine Missverständnis nicht mehr aus dem Kopf ging, habe ich eine Typologie der Blogger entwickelt.

Die 10 Lebensphasen von Bloggern

Weltweit gibt es Millionen von Kopf-Bloggern, die gute Ideen im Kopf haben und etablierten Bloggern kluge Ratschläge geben, aber selbst noch nichts ausprobiert haben.

Hunderttausende von Kopf-Bloggern entwickeln sich zu Baby-Bloggern, die ihre Ideen umsetzen und erstmals spüren, welche Freuden und Tücken das Bloggen mit sich bringt.

Zigtausende von Baby-Bloggern mausern sich zu Teenie-Bloggern. Die meisten geben irgendwann auf.  Nur wenige treten ein zweites Mal als Kopfblogger an.

Tausende von Teenie-Bloggern verstehen sich als Bauch-Blogger, die „nur aus Spaß“ in ihrer Freizeit bloggen. Sie bezeichnen sich oft auch als Nix-Blogger, weil sie mit dem Bloggen nix verdienen wollen.

Hunderte von Bauch-Bloggern sowie zig Nix-Blogger überlegen es sich irgendwann anders, weil sie auf dem Blog und mit dem Bloggen zumindest ein bisschen was dazu verdienen wollen.

Wenn Teenie-Blogger, Bauch-Blogger und Nix-Blogger hartnäckig am Ball bleiben, jeden Tag fleißig bloggen, sich mit anderen Bloggern vernetzen und die lukrativen Angebote von Firmen und Agenturen annehmen, können sie sich mit viel Glück als Profi-Blogger etablieren.

Einige Profi-Blogger sind in der heutigen Zeit so erfolgreich, dass sie Job-Blogger werden – sie betreiben das Bloggen als Nebenjob.

Immer wieder mal hört man von so genannten Top-Bloggern, die so genial sein sollen, dass sie tatsächlich vom Bloggen leben können.

Schon mal was von Kotz-Bloggern gehört? Sie treten oft lautstark mit einer wahnsinnig erfolgversprechenden Idee an, müssen aber irgendwann einsehen, dass ihr Ach-so-tolles-Geschäftsmodell leider doch nichts taugt.

Übrigens: Es soll sogar schon Kotz-Blogger geben, die sich dazu berufen fühlen, Kopf-Bloggern gute Ratschläge zu erteilen.


Nachtrag

Wir hätten noch die Positiv-Blogger zu bieten. Das Wort habe ich erstmals beim Foodblogger-Camp im Oktober 2014 in Berlin aufgeschnappt. Positiv-Blogger sind bei Firmen und Agenturen besonders beliebt, weil sie nur positiv über Produkte und Dienstleistungen schreiben. Einige erwähnen außer den Vorteilen auch ein paar Nachteile. Wenn sie das Produkt völlig daneben finden, schreiben sie nichts darüber.

Während Positiv-Blogger über verschiedene Themen schreiben, beschäftigen sich die Test-Blogger nur mit Produkttests. Ob sie auch die 99. Bratpfanne selbst benutzen, ist jedoch nicht bekannt.

Hinzu kommen die mobilen Blogger: Sie bloggen von unterwegs mit dem Smartphone oder mit dem Tablet und posten ihre aktuellen Handy-Fotos. Die Blogbeiträge sind meist recht kurz, weil das Tippen auf der kleinen Tastatur etwas mühlselig ist.


Foto (1): nitli / pixabay

Foto (2): Karin Hertzer mit herzlichem Dank an Kerstin Kitzmann

Jetzt seid ihr gefragt

An welcher Stelle seid ihr mittlerweile bei eurer Blogger-Karriere angekommen? Fallen euch noch weitere Blogger-Typen ein?

6 Kommentare

  • malou

    Vielen Dank dafür, dass Sie diese umgekehrte Psychologie erklären. Ich finde das sehr interessant.

    • Karin Hertzer

      Danke für das Lob. Es hat mir viel Spaß gemacht, all diese Wörter zu sammeln, um die verschiedenen Blogger-Typen damit zu beschreiben.
      Sonnige Grüße von Frau Hertzer

  • Kerstin Kitzmann

    Ich würde noch ergänzen:
    + Ghost-Blogger, die Blogposts für unterschiedliche Auftraggeber schreiben und „fremde“ Blogs pflegen.
    + Corporate-Blogger, die Unternehmensblogs für ein Unternehmen betreiben (Fest angestellt oder als Freie). Sie managen oft neben dem Bloggen die Themenredaktion, Blogvermarktung und SEO.
    Best,
    Kerstin

  • Sound of Munich

    Nun kann ich mich viel besser einordnen im Blogoversum, vielen Dank für diese nützliche Typologie! Münchner Blogger-Stammtisch? Eine ganz besondere Runde … Auf bald!

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