Chili-Sortenkunde: Scharfmacher aus Südamerika

Bei unserem Wettbewerb bauen viele Teilnehmer zum ersten Mal Chilis an. Außer „unseren“ Bonsai-Chilis, die zur Art Capsicum annuum gehören, gibt es jedoch unzählige weitere Sorten. Hier ein Überblick über die botanische Einteilung der Chili-Arten.

>>> Text von Alexander Hicks

Überraschende Kreuzungen und Neuzüchtungen

Christoph Kolumbus entdeckte im 15. Jahrhundert nicht nur Amerika, sondern auch die Chilis. Die Pflanzen, deren Früchte und Samen verbreiteten sich daraufhin weltweit so schnell, dass später etliche Botaniker behaupteten, einige Chili-Arten kämen gar nicht aus dem sonnigen Südamerika. Auch noch heute sind immer noch Chili-Anbauer aus anderen Ländern fälschlicherweise davon überzeugt, dass sie im Ursprungsland der Chilis leben, weil diese so schnell zum festen Bestandteil ihrer Garten- und Kochkultur geworden sind.

Die weltweite Verbreitung der Chilis führte dazu, dass zu den – schon vor Jahrtausenden von den Ureinwohnern Südamerikas – kultivierten Sorten viele  hinzugekommen sind. Und auch heute noch gibt es bei den Chilis immer wieder mal überraschende Kreuzungen und Neuzüchtungen.

Chilis: 30 bis 50 Arten

Die Botaniker können sich nicht darauf einigen, wie viele Arten es wirklich gibt: Über die Jahre wurden fast 90 beschrieben, aber viele haben ihren Status als eigenständige Art später wieder eingebüßt. Heute geht man von 30 bis 50 Chili-Arten aus. 5 davon werden breitflächig kultiviert, diese Kulturarten stelle ich euch im Einzelnen vor. Alle anderen Arten bezeichnet man als Wildarten.

1. Capsicum annuum
Zu dieser Art gehören „unsere“ Bonsai-Chilis, ihr korrekter Name lautet: Capsicum annuum v. minimum, die Sorte stammt ursprünglich aus Umbrien. Sie sind botanisch verwandt mit den Paprikas und Chilis, die wir heutzutage im Supermarkt kaufen können. Dazu gehören Blockpaprika, Spitzpaprika, der Cayennepfeffer, die Cayenne/Dutch Red und die Jalapenos, auf die sicherlich jeder schon mal im Laden oder im Restaurant gestoßen ist.

2. Capsicum baccatum
Sorten dieser Art sind bei uns nur selten anzutreffen, in vielen südamerikanischen Kulturen nehmen sie aber einen wichtigen Platz ein. Die sprachliche Bezeichnung „Aji“ heißt übersetzt „nur“ Chili – damit sind häufig Capsicum baccatum Sorten gemeint, aber es gibt auch einige, bei denen das nicht zutrifft.

3. Capsicum chinense
Zu dieser Art gehören sie schärfsten Sorten der Welt – wie die Trinidad Scorpion, 7 Pod und Bhut Jolokia. Auch die bei uns mittlerweile weitverbreiteten Habaneros gehören zu den Vertretern dieser Art. Der Name Capsicum chinense verweist auf China, weil ein Botaniker diese Art zum ersten Mal in China entdeckt hatte und daher meinte, dass dies das Ursprungsland sei. Später stellten Wissenschaftler jedoch fest, dass die Capsicum chinense ihren Ursprung vermutlich im heutigen Brasilien hat.

4. Capsicum fructescens
Zu den wenigen Sorten dieser Art gehört die wohl berühmteste Chili-Sorte: die Tabasco, aus der die gleichnamige Soße hergestellt wird. Einige Botaniker behaupten fälschlicherweise immer noch, dass Capsicum fructescens nur eine Unterart sei, aber keine selbständige Art. So kommt es wohl auch, dass in der Pharmazie auch der Cayennepfeffer dazu gezählt wird, obwohl schon lange bekannt ist, das diese Sorte eine Capsicum annuum ist.

5. Capsicum pubescens (Rocoto)
Behaarte Blätter, lila Blüten und schwarze Samen machen diese Art zu etwas ganz Besonderem. Interessant ist außerdem, dass das für die Schärfe zuständige Capsaicin chemisch anders zusammengesetzt ist als bei den anderen Arten: Daher scheint die Schärfe der Capsicum pubescens auch geübten Scharfessern oft schärfer zu sein, als sie wirklich ist. Trotz aller Schärfe hat diese Art ein besonderes exotisches Aroma, das anders ist als bei anderen Chili-Arten. Rocotos stammen aus dem Hochgebirge (Anden) Südamerikas und werden bei uns nur selten angebaut, Plantagen findet man meist nur in den Ursprungsländern.

Rund, spitz, lampion- und herzförmig

Chilis gibt es in allen erdenklichen Farben und Formen:

  • Zu den runden Sorten gehören diverse Kirschchili und Apfelpaprika. Bei den Rocotos gibt es die Sortengruppe Manzano, was Apfel heißt.
  • Jalapeno ist eine eigenständige Fruchtform mit typisch abgerundeten spitzen Früchten.
  • Spitz zulaufende Sorten gibt es in verschiedenen Längen, sie können gerade oder gebogen wachsen wie die Cayenne, Thai, Spitzpaprika und Tabasco.
  • Blockpaprika gehört – wie der Name schon vermuten lässt – zu der Fruchtform Block, darunter gibt es auch einige Rocotovariationen.
  • Zu den lampionförmigen Chilis gehören die Habaneros, aber auch dabei gibt es viele andere Formen.
  • Herzförmige Früchte wachsen an einer Paprika-Sorte aus Russland.
  • Birdeye, Tepin und Pequin sind Synonyme für sehr kleinfrüchtige spitzzulaufende, meist nach oben wachsende Sorten. Dazu gehören auch die Bonsai-Chili für unseren Wettbewerb.
  • Die superscharfen Trinidad Scorpion, 7 Pod und Bhit Jolokia sehen recht unterschiedlich aus und lassen sich deshalb keiner Fruchtform eindeutig zuordnen.
Alle Farben des Regenbogens

Auch bei den Farben ist die Chili-Welt sehr vielfältig:

  • Im unreifen Zustand finden wir Grüntöne, die so hell sind, dass sie teilweise Gelb wirken.
  • Einige Chilis verändern ihre Farben im Laufe der Monate: Die Bolivien Rainbow hat erst lila Früchte. Beim Abreifen durchläuft sie Zwischenstufen von Cremefarben, Gelb und Orange, bis sie schließlich zur Ernte rot wird.
  • Bei den reifen Früchten gibt es alle Farben zwischen extrem hellem Gelb (teilweise schon weiß) und einem dunklen Rot, das schon fast braun aussieht, oder einem dunklen Violett, das fast schwwarz ist.
  • Hinzu kommen einige besondere Sorten, die  grün bzw. violett bleiben.

Was ich bei den verschiedenen Sorten auch immer spannend finde, ist die Ethnobotanik. Sie fragt danach, woher die einzelnen Sorten kommen und was deren Namen bedeuten. So heißen beispielsweise viele Sorten, bei denen die Früchte aufrecht wachsen: „zur Sonne bzw. zum Himmel schauend“. Dazu gehören Mirasol aus Mexiko, aber auch Akashi lanka, Surjamukhi und Chao Tian Jiao aus China. Wer sich damit mehr beschäftigen möchte, dem kann ich die Webseite ChiliCult von Gerald Zhang-Schmidt empfehlen.

600 Rocoto-Variationen

Bei den Chilis gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Ich habe mich vor 6 Jahren auf die Capsicum pubescens spezialisiert. Damals gab es weniger als 50 Variationen käuflich zu erwerben. Mittlerweile habe ich mehr als 600 Rocoto-Variationen gesammelt, einige davon nehmen an meinen LED-Experimenten teil. Und immer wenn ich glaube, es gibt nichts mehr, um meine Sammlung zu ergänzen, kommt eine neue Fruchtform daher! So ist dieses Jahr ein Highlight eine Rocoto-Sorte, die im Gegensatz zu allen anderen mit lila Blüten erstaunlicherweise reinweiße Blüten entwickelt.

>>> Im Internet gibt es unzählige Seiten, die verschiedenen Chili-Sorten auflisten. Eine der umfangreichsten Webseiten findet ihr bei thechileman auf Englisch.

Fazit:

Die Gattung Capsicum lässt sich in 5 Kulturarten unterteilen, hinzu kommen unzählige Wildarten von Chilis. Sie unterscheiden sich in den Farben und Formen, auch heute kommen immer noch Kreuzungen und Neuzüchtungen hinzu.


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Eure Erfahrung:

Wie ergeht es euren Bonsai-Chilis im Vergleich zu den anderen Sorten, die ihr parallel wachsen lasst? Welche Chilis schmecken euch am besten? Welche Chili-Rezepte könnt ihr gegen das Frieren empfehlen?

Foto: maho / fotolia

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